Wenn Nachrichten uns belasten

In der aktuellen Zeit scheint eine Krise die Nächste zu jagen und es fällt zunehmend schwerer, sich dem Konsum schlechter Nachrichten zu entziehen. Ob im TV, den sozialen Medien oder in alltäglichen Gesprächen mit Familie, Freunden oder Kollegen – wir werden kontinuierlich mit Berichten über Konflikte und Katastrophen konfrontiert. Die anhaltende negative Nachrichtenflut beeinflusst nachhaltig unser Erleben, unsere Wahrnehmung der Welt und unser allgemeines Wohlbefinden.

Schlechte Nachrichten dominieren die Medienwelt und bei vielen Menschen entsteht die schmerzhafte Empfindung, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte, und dass das Leid und die Ungerechtigkeit in der Welt schwer zu ertragen sind – wir empfinden den sogenannten Weltschmerz. Insbesondere in Krisenzeiten werden negative Schlagzeilen von vielen Menschen nahezu exzessiv konsumiert – sie scheinen sich endlos durch die Nachrichten zu scrollen. Inzwischen existiert ein Begriff für dieses Verhalten: es nennt sich Doomscrolling und hat negative Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden.

Der Grund, weshalb wir negativen Nachrichten häufig so viel Aufmerksamkeit schenken ist, dass wir Menschen evolutionär bedingt stärker auf potenzielle Bedrohungen und Herausforderungen reagieren und Lösungen für diese finden wollen. Zudem erfordern schlechte Nachrichten oft mehr kognitive Ressourcen für die Verarbeitung. Das Gehirn ist darauf ausgerichtet, negative Informationen genauer und detaillierter zu analysieren, um mögliche Handlungen zur Bewältigung von Problemen zu planen. Dies führt dazu, dass negative Nachrichten länger im Gedächtnis bleiben und intensiver verarbeitet werden.

Diese Aspekte machen sich Medien zunutze – Berichterstattungen über negative Ereignisse und Katastrophen sorgen für höhere Lese- und Einschaltquoten. Es kommt zu einer verstärkten Wahrnehmung, dass schlechte Nachrichten häufiger und intensiver sind. Nicht zuletzt der Aufstieg der sozialen Medien trägt zu einer verstärkten emotionalen Reaktion auf die Geschehnisse in der Welt bei. Insbesondere Bilder und Videos von Katastrophen und dem damit einhergehenden Leid werden in sozialen Medien oft viral verbreitet und geklickt. Deren Inhalt ist zumeist schockierend und mit starken Emotionen verbunden, die Bilder können sich tief in unser Gedächtnis einprägen und zu anhaltender Angst und Stress führen.

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So kannst du in Krisenzeiten mit negativen Nachrichten umgehen

Pflege deine sozialen Kontakte. Soziale Kontakte sind von entscheidender Bedeutung, um mit negativen Nachrichten umzugehen. Soziale Unterstützung trägt zur Stressbewältigung bei und fördert das emotionale Wohlbefinden. Sprich mit deinen Freundinnen und Freunden über deine Gedanken und Sorgen. Dies hilft, negative Gefühle zu verarbeiten und sich unterstützt und verstanden zu fühlen.

Schränke deinen Nachrichtenkonsum ein. Das anhaltende Ausgesetztsein gegenüber negativen Nachrichten kann zu chronischem Stress führen. Durch das Setzen von Grenzen beim Nachrichtenkonsum kann die emotionale Belastung reduziert und die psychische Gesundheit so geschützt werden. Insbesondere das Konsumieren der Nachrichten vor dem Zubettgehen sollte vermieden werden, um deinen Schlaf nicht zu beeinträchtigen.

Verzichte auf bewegte Bilder. Bewegte Bilder sind intensiver und emotional ansprechender, was zu einer stärkeren Belastung des emotionalen Wohlbefindens führen kann. Aus diesem Grund kann der Verzicht auf bewegte Bilder, insbesondere in Form von Videos oder Live-Berichterstattung über Krisensituationen hilfreich sein, um deine emotionale Reaktion auf schlimme Ereignisse zu abzumildern. Nutze stattdessen lieber textbasierte Artikel, die nüchtern formuliert sind.

Halte an deinen Routinen fest. In einer Welt, die von Unsicherheit geprägt ist, kann dir die Aufrechterhaltung von Routinen und gewohnten Abläufen Stabilität bieten. Sie sorgen für eine gewisse Vorhersehbarkeit und Normalität in einer Welt, die sich stetig verändert und von Unsicherheit geprägt ist.

Sorge gut für dich selbst. Selbstfürsorge ist von entscheidender Bedeutung, um deine psychische Gesundheit in Krisenzeiten zu schützen. Indem du gut für dich selbst sorgst, kannst du deine Stressreaktionen auf negative Nachrichten ausgleichen. Gerade in schwierigen Zeiten solltest du darauf achten, dass deine Grundbedürfnisse (z.B. Schlaf, gesunde Ernährung, ausreichend Bewegung, soziale Kontakte) erfüllt sind.

Noelle-Julie Brand
Author: Noelle-Julie Brand

Psychologie (B.Sc.)

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