Stell dir vor, du sitzt in einem belebten Büro. Die Kaffeemaschine summt, Kolleg*innen plaudern über das Wochenende, und auf deinem Schreibtisch stapeln sich die Akten. Dein/e Chef/in kommt vorbei, lobt deine Arbeit und lädt dich zum Mittagessen ein. Dieses geschäftige Treiben ist Alltag für viele von uns, doch die Arbeitswelt wandelt sich. Immer mehr Menschen arbeiten nun von zu Hause aus. Der Weg zur Kaffeemaschine ist jetzt nur ein kurzer Gang in die Küche, und das Plaudern mit Kolleg*innen findet hauptsächlich über Zoom statt. Was auf den ersten Blick angenehm erscheint, kann jedoch auch Herausforderungen mit sich bringen, insbesondere für die psychische Gesundheit.
Herausforderungen der psychischen Gesundheit bei der Arbeit von zu Hause aus
Der Wechsel ins Homeoffice bringt nicht nur eine neue Arbeitsumgebung, sondern auch eine Reihe von psychischen Herausforderungen mit sich. Ein häufiges Problem ist die fehlende Trennung von Arbeit und Privatleben. Der Schreibtisch steht oft nur wenige Schritte vom Sofa oder Bett entfernt, was dazu führen kann, dass man ständig in Gedanken bei der Arbeit ist. Das kann auf Dauer zu Stress und Erschöpfung führen.
Ein weiteres Problem ist die soziale Isolation. Im Büro bestehen regelmäßiger Kontakt und ein reger Austausch zwischen den Kolleg*innen. Im Homeoffice fehlen diese spontanen Gespräche, was zu einem Gefühl der Einsamkeit führen kann.
Auch das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, trägt zur Belastung bei und erschwert es, nach Feierabend abzuschalten.
Strategien zur Trennung von Arbeit und Privatleben
Um die psychischen Belastungen der Remote-Arbeit zu reduzieren, ist es wichtig, klare Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben zu ziehen. Hier sind einige Strategien, die dabei helfen können:
Feste Arbeitszeiten: Setze dir feste Arbeitszeiten und halte dich konsequent daran. Schließe den Laptop nach Feierabend und widerstehe der Versuchung, „nur noch kurz“ eine E-Mail zu checken.
Eigener Arbeitsplatz: Richte dir, wenn möglich, einen festen Arbeitsplatz ein, der ausschließlich für die Arbeit genutzt wird. So wird das Homeoffice nicht zum Dauerarbeitsplatz und es fällt leichter, nach Feierabend abzuschalten.
Pausen einlegen: Plane regelmäßige Pausen ein und nutze diese, um dich zu bewegen oder etwas völlig anderes zu tun. Ein kurzer Spaziergang kann Wunder wirken und hilft, den Kopf freizubekommen.
Soziale Kontakte pflegen: Auch wenn es verlockend ist, die Mittagspause allein zu verbringen, plane regelmäßig Zeit für virtuelle Kaffeepausen oder Telefonate mit Kollegen ein. Der Austausch mit anderen hilft, das Gefühl der Isolation zu mindern.
Wie Arbeitgeber*innen Remote-Arbeiter unterstützen können
Arbeitgeber*innen spielen eine entscheidende Rolle dabei, die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeitenden im Homeoffice zu fördern. Hier sind einige Maßnahmen, die Unternehmen ergreifen können:
Klare Kommunikation: Sorgen Sie für klare Kommunikation und klare Erwartungen. Mitarbeitende sollten wissen, was von ihnen erwartet wird und wann sie wirklich erreichbar sein müssen.
Unterstützung anbieten: Bieten Sie Unterstützung in Form von Beratung oder Schulungen an, die sich auf Stressmanagement und die Trennung von Arbeit und Privatleben konzentrieren. Dies zeigt den Mitarbeitenden, dass ihre Gesundheit ernst genommen wird.
Virtuelle Teamevents: Organisieren Sie regelmäßige virtuelle Teamevents, um den sozialen Austausch zu fördern und das Teamgefühl zu stärken. Dies kann ein gemeinsames Online-Frühstück oder ein virtuelles Teambuilding-Spiel sein.
Flexibilität ermöglichen: Bieten Sie flexible Arbeitszeiten und Optionen für verschiedene Arbeitsmodelle an. Jeder Mitarbeitende hat unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensumstände, und ein flexibles Modell kann dazu beitragen, Stress zu reduzieren.
Die psychische Gesundheit ist ein wichtiger Aspekt der Remote-Arbeit, der nicht vernachlässigt werden sollte. Mit den richtigen Strategien und der Unterstützung durch den Arbeitgebenden kann die Arbeit von zu Hause aus nicht nur produktiv, sondern auch gesund gestaltet werden.
Author: Pascal Seitz
Psychologe (M.Sc.)