Sie ist wieder da: die schönste Zeit des Jahres. Als solche wird sie zumindest von vielen Menschen betitelt. Die Straßen sind geschmückt, festliche Lichter erleuchten die dunklen Abende, und überall liegt der verlockende Duft von Zimt und Tannennadeln in der Luft. Doch während die Vorfreude auf Weihnachten für viele mit magischen Momenten und herzlichen Begegnungen verbunden ist, gibt es eine Schattenseite, die alljährlich wie ein unwillkommener Gast erscheint: der Weihnachtsstress.
Warum empfinden viele Menschen in der (Vor-)Weihnachtszeit mehr Stress?
Inmitten der festlichen Dekoration scheint der Stresspegel unaufhaltsam zu steigen. Die Vorweihnachtszeit ist gekennzeichnet durch eine Fülle von Aktivitäten, die oft mit hohen Erwartungen und einem Gefühl der Dringlichkeit einhergehen. Die Vielzahl an Herausforderungen, sowohl persönlich als auch beruflich, kann dazu führen, dass die besinnliche Stimmung dieser Jahreszeit in den Hintergrund rückt.
Stress im Job. Viele Unternehmen haben Jahresziele und -abschlüsse zu erreichen. Dies führt oft zu einem erhöhten Arbeitsaufkommen und Stress für die Mitarbeiter. Projekte müssen abgeschlossen, Budgets überprüft und Jahresberichte erstellt werden. Die beruflichen Verpflichtungen führen häufig zu einem Zeitmangel und gesteigertem Druck.
Familiäre Schwierigkeiten. Weihnachten wird häufig als „das Fest der Liebe“ betitelt – eine Zeit, die dazu einlädt, Nähe und Harmonie mit unseren Liebsten zu teilen. Leider können jedoch familiäre Spannungen und Herausforderungen während der Feiertage verstärkt werden. In vielen Familien treten während der Feiertage lang unterdrückte Konflikte oder ungelöste Probleme zutage. Die Erwartungen an harmonische Zusammenkünfte können dazu führen, dass vorhandene Spannungen intensiver wahrgenommen werden. Unterschiedliche Wertvorstellungen, Meinungsverschiedenheiten oder ungelöste Konflikte können die festliche Atmosphäre trüben.
Finanzielle Belastungen. Die Feiertage bringen oft finanzielle Belastungen mit sich. Die Reise zur Familie am anderen Ende Deutschlands, die vielen Geschenke für die Liebsten, die Kosten für ein ganz besonderes Weihnachtsessen – der Druck, die finanziellen Verpflichtungen zu bewältigen, ist für viele Menschen sehr belastend.
Wetterbedingungen. Die früh am Tag eintretende Dunkelheit während der Wintermonate kann einen erheblichen Einfluss auf die Stimmung und den Alltag haben. Die kürzeren Tage und längeren Nächte können zu einer Art „Winterblues“ beitragen. Aktivitäten in freien sind durch kaltes und nasses Wetter eingeschränkter und man hält sich länger in den eigenen vier Wänden auf – der Kontakt zu anderen Menschen reduziert sich. Die Gefahr der sozialen Isolation steigt.
Überreizung und Überforderung. Im Fernsehen und auf den sozialen Medien überschlagen sich die Weihnachtswerbungen, während in den überfüllten Einkaufsstraßen und Shopping-Centern der Weihnachtsstress seine volle Wirkung entfaltet. Die konstante Flut von festlichen Angeboten und verlockenden Schnäppchen scheint uns von allen Seiten zu umgeben, und die Erwartungen, die an uns gestellt werden, erreichen ihren Höhepunkt. Die ständige Verfügbarkeit von Informationen und der Vergleich mit idealisierten weihnachtlichen Darstellungen auf sozialen Medien verstärken das Gefühl, alles perfekt organisieren und gestalten zu müssen.
Was du tun kannst, um den Weihnachtsstress zu reduzieren
Wahrscheinlich lässt sich der Stress vor Weihnachten nicht gänzlich vermeiden. Dennoch möchten wir dir einige Impulse geben, um entspannter durch die „schönste Zeit des Jahres“ zu kommen.
Idealisierte Vorstellungen oder realistische Erwartung? Stell dir die Frage, was du wirklich von der Weihnachtszeit erwartest und welche Bilder in deinem Kopf entstehen, wenn du an das „perfekte“ Weihnachten denkst. Oft neigen wir dazu, uns von idealisierten Vorstellungen leiten zu lassen, die wir durch Fernsehen und soziale Medien vermittelt bekommen. Reflektiere, ob diese Vorstellungen mit der Realität deines Lebens und deiner aktuellen Situation übereinstimmen. Oft liegt die wahre Magie der Feiertage nicht in makellosen Inszenierungen, sondern in den authentischen, von Herzen kommenden Momenten.
Prioritäten setzen. Wenn der erste Dezember naht, häufen sich für viele Menschen die zu erledigenden Aufgaben vor den Feiertagen. Die Vielzahl an Verpflichtungen kann dazu führen, dass wir uns überfordert fühlen und uns fragen, wo wir überhaupt anfangen sollen. In solchen Momenten kann es äußerst nützlich sein, all diese Gedanken auf Papier zu bringen und sie zu sortieren. Nimm dir ein Blatt Papier und notiere alles, was dir durch den Kopf geht. Erlaube dir, diesen Schritt zunächst chaotisch zu gestalten – denn erst im nächsten Schritt erfolgt die Sortierung und Spezifizierung. Lass deine Gedanken frei fließen. Schreibe alles auf, was dir bezüglich der bevorstehenden Aufgaben durch den Kopf geht – das kann von Geschenkeinkäufen über Dekorationen bis hin zu beruflichen Verpflichtungen reichen. Im Anschluss gehst du deine Notizen durch und markierst die wichtigsten Aufgaben oder diejenigen, die zeitkritisch sind in verschiedenen Farben (z.B. rot = dringend, grün = flexibel). Gruppiere ähnliche Aufgaben zusammen, um einen klaren Überblick zu erhalten. Setze anschließend die Prioritäten und formuliere realistische Zeiten, wann du diese erledigt haben möchtest.
Selbstfürsorge. In der Weihnachtszeit sind wir mit den Gedanken häufig in der Zukunft oder bei anderen. Insbesondere in Zeiten, in denen wir uns selbst hin und wieder vergessen, ist es wichtig, gut für sich selbst zu sorgen. Nimm dir immer wieder die Zeit, um zu reflektieren, was du gerade brauchst bzw. was dir gerade gut tun könnte. Koche dir dein Lieblingsessen, schau dir eine Folge deiner Lieblingsserie mit einer Tasse Tee an oder gönne dir eine ausgiebige, warme Dusche vor dem Schlafengehen. So kannst du die Energie tanken, die du benötigst, um gut durch diese stressreiche Zeit zu kommen.
Suche dir Unterstützung. Vielleicht steigt das Gefühl in dir an, dass du die Fülle an Aufgaben nicht allein bewältigen kannst. Das ist völlig in Ordnung und bedeutet nicht, dass du versagst. Wenn dieses Gefühl in dir aufkommt, darfst du es dir erlauben, andere um Unterstützung zu bitten. Teile die Verantwortlichkeiten mit Familie und Freunden, um den Arbeitsaufwand zu reduzieren.
Zulassen und Loslassen. Ja, sicherlich gibt es einige Menschen, die diese Zeit durch und durch genießen. Aber genauso gibt es viele Menschen, die sich von all den Anforderungen überrannt und belastet fühlen. Über die Feiertage eine intensive Zeit mit der Familie zu verbringen mag für manche schön und unbeschwert sein. Gleichzeitig kommen bei anderen unangenehme Gefühle und Emotionen zum Tragen. Akzeptiere, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliche Empfindungen in Bezug auf die Feiertage haben. Es ist okay, wenn du nicht dieselben Gefühle teilst wie andere. Kommuniziere offen und ehrlich mit anderen über deine Gefühle. Teile mit, wenn gewisse Situationen für dich belastend sind, und versuche gemeinsam Lösungen zu finden, die für alle akzeptabel sind. Setze klare Grenzen, um dich vor Überforderung zu schützen. Es ist in Ordnung, Nein zu sagen und bestimmte Aktivitäten oder Verpflichtungen zu begrenzen, wenn sie für dich belastend sind – Traditionen dürfen überdacht werden!
Author: Noelle-Julie Brand
Psychologie (B.Sc.)