Eltern sein und Paar bleiben

Das Abenteuer der Elternschaft ist zweifellos eine der größten Freuden im Leben. Während man sich in die Rolle der Mutter oder des Vaters stürzt, kann es jedoch passieren, dass man die Partnerschaft aus den Augen verliert und es zu einem Ungleichgewicht zwischen Elternsein und Paarsein kommt. Das Jonglieren zwischen Windeln und Terminkalendern führt nicht selten dazu, dass die Bedürfnisse der Paarbeziehung in den Hintergrund treten. Im heutigen Blogbeitrag möchten wir uns näher mit diesem Thema beschäftigen. Wir möchten herausfinden, warum sich viele Eltern in dieser Situation wiederfinden und wie es gelingen kann, neben der Elternschaft eine erfüllende Partnerschaft zu führen.

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Wie sich die Paarbeziehung mit einem Kind verändert

Das eigene Kind in den Armen halten – wahrscheinlich gibt es für frischgebackene Eltern kaum ein erfüllenderes Gefühl. Die Liebe, die man für das eigene Kind empfindet, ist meist grenzenlos und unglaublich erfüllend. Gleichzeitig bringt dieses Elternglück nicht selten große Herausforderungen für die Partnerschaft mit sich – denn für die Liebe und Hingabe für das Kind werden Ressourcen abgezogen, die zuvor der Partnerschaft gewidmet waren. Zeit, Energie und Aufmerksamkeit werden auf völlig neue Weise verteilt.

Ob man also will oder nicht: Eltern werden bedeutet Veränderung. Eine der offensichtlichsten Veränderungen betrifft die zeitliche und energiebezogene Komponente. Die Bedürfnisse des Kindes stehen nun an erster Stelle und die Eltern befinden sich oft in einem endlosen Zyklus von Füttern, Windeln wechseln und Schlaflosigkeit wieder. Die Zeit, die früher für romantische Abende oder spontane Ausflüge reserviert war, wird nun von den Anforderungen der Elternschaft eingenommen. Die ständige Müdigkeit und Verantwortung für ein kleines Wesen können dazu führen, dass sowohl die eigenen Bedürfnisse, als auch die des Partners in den Hintergrund rücken. Dabei kann die Intimität und die emotionale Verbundenheit in der Partnerschaft in Mitleidenschaft gezogen werden. Auch unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung können neue Spannungen und Konflikte entstehen lassen.

Trotz dieser Herausforderungen bietet die Elternschaft natürlich auch die Möglichkeit für eine tiefere und reichere Partnerschaft. Die gemeinsame Verantwortung für ein Kind kann die Bindung zwischen den Partnern stärken und eine neue Ebene des Vertrauens und der Unterstützung schaffen. Gemeinsame Erfahrungen wie das Beobachten der ersten Schritte oder das Lachen über die lustigen Eigenschaften des Kindes können Momente der Freude und Verbundenheit schaffen, die die Partnerschaft bereichern. Wichtig ist es, sich diesen Veränderungen und Herausforderungen bewusst zu sein und von Beginn an aktiv daran zu arbeiten, die Partnerschaft zu pflegen und zu stärken. Das ist nicht nur positiv für die Paarebene, sondern führt auch auf Elternebene zu einer größeren Zufriedenheit, was sich wiederum vorteilhaft auf das Kind auswirkt.

Was können Eltern tun?

Gute Kommunikation. Und das nicht erst mit der Geburt. Eine gute Kommunikation ist in jeder Phase einer Partnerschaft von entscheidender Bedeutung, aber sie ist besonders wichtig, wenn Kinder ins Spiel kommen. Schon vor der Geburt ist es wichtig, offen über Erwartungen, Ängste und Bedürfnisse zu sprechen. Aber auch wenn das Kind auf der Welt ist, sollte die Kommunikation weiter gepflegt werden. Das bedeutet nicht nur über praktische Angelegenheiten wie das Wickeln oder Schlafpläne zu reden, sondern auch darüber, wie es jedem persönlich geht. Offene Gespräche über die Herausforderungen der Elternschaft, aber auch die damit verbundene Freude, können dazu beitragen, dass beide Partner sich gehört, verstanden und unterstützt fühlen.

Paarzeit. Es ist von großer Bedeutung, dass Eltern gemeinsam Zeit für sich als Paar finden. Dabei muss es sich nicht um große und aufwändige Unternehmungen handeln – manchmal reicht schon eine kurze Auszeit, um sich als Paar zu verbinden und die Beziehung zu stärken. In dieser Zeit sollten sich Gesprächsthemen nicht um Haushalt oder Kindererziehung drehen, sondern vielmehr um persönliche Interessen, Erlebnisse oder Erinnerungen. Eine solche Paarzeit ermöglicht es, die romantische Seite der Beziehung zu pflegen und sich auch an die Anfänge der Liebe zu erinnern. Sogesehen ist es auch ein Akt der Selbstfürsorge und ein Abschalten von der Hektik des Alltags.

Wertschätzung und Anerkennung. Egal wie die Aufgaben verteilt sind, jedes Elternteil verdient Anerkennung und Wertschätzung für seinen Beitrag zur Familie. Das kann auf vielfältige Weise geschehen: sei es durch ein einfaches „Danke“ für die täglichen Aufgaben, ein ehrliches Kompliment für Geduld und Liebe, die in die Kindererziehung gesteckt wird oder auch eine kleine Geste der Wertschätzung, wie beispielsweise das Übernehmen von Aufgaben, um dem Partner eine Pause für sich zu gönnen. Indem Eltern sich gegenseitig wertschätzung, anerkennung und respektieren, stärken sie die partnerschaftliche Bindung und fördern die allgemeine Zufriedenheit – sowohl auf Paar-, als auch auf Elternebene.

Selbstfürsorge. Selbstfürsorge ist in jeder Lebenslage wichtig. Deshalb ist es von großer Bedeutung, dass jede/r für sich immer wieder selbst hinterfragt: was brauche ich gerade? Was sind meine Bedürfnisse und werden sie aktuell erfüllt? In welchen Bereichen kümmere ich mich bereits gut um mich selbst und wo ist noch Luft nach oben? Was hat mir früher Spaß und Freude bereitet, was ich schon lange nicht mehr gemacht habe?

Pascal Seitz
Author: Pascal Seitz

Psychologe (M.Sc.)

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